Markt Kuala Lumpur

Malaysia: Der Marktschreier in Kuala Lumpur

In Asien, Begegnungen by shavethewhales3 Comments

Basare sind ein schwieriger Ort für Menschen, die schlecht nein sagen können. Menschen wie mich. Kuala Lumpur ist voll von Basaren. Ich finde sie schön, aber sie überfordern mich. Ich werde beim Einkaufen gern in Ruhe gelassen. Hier ist nix mit Ruhe. Sobald ich mich einem Stand auf zehn Meter nähere, schießt ein Verkäufer hervor, legt mir vertrauensvoll eine Hand auf die Schulter und quasselt los. Ich könnte dem Vorbild der meisten anderen Touristen nachgehen und patzig ihre Hand wegschlagen. Aber ich bin nicht gerne unhöflich. Ich könnte darauf schimpfen, wie Touristen „abgezogen“ werden. Aber ich glaube, dass es etwas sehr Menschliches ist, von denen, die so viel mehr Geld besitzen als man selbst, auch mehr zu verlangen. Weiß ich, wen die Marktleute zu Hause versorgen müssen? Wenn es um meine Familie ginge, würde ich selbst nicht auch versuchen, möglichst viel Geld rauszuschlagen? Es den Menschen zu nehmen, die den einen Euro absolut nicht merken werden? Ist das wirklich so unmoralisch?

Ich fange an, mit einem der Verkäufer zu reden. Er merkt bald, dass ich nichts kaufen will, aber das scheint ihn nicht zu stören. Er erzählt mir, dass er aus Pakistan kommt, dass er sich hier sein Geld für sein Studium verdient. Erzählt von seiner Heimat und wo es dort am schönsten ist. Er hört bald auf, mir Armbänder anzulegen und Holzelefanten zu zeigen. Er nimmt mir mein Nein nicht übel, ist nicht persönlich gekränkt, wie ich das wäre und ich habe einen weiteren Beweis, dass ich zu oft von mir auf andere schließe. Hier ist das Feilschen, das Zurufen und Anquatschen ein Spiel. Etwas, das das Einkaufen ein Stück aufregender gestaltet. Aus dem, was ich anfangs als Aufdringlichkeit empfunden habe, wird ein gutes Gespräch.

Ich denke an unser Einkaufsverhalten in Deutschland und wie wir uns von den Begegnungen des Alltags befreit haben, als seien sie etwas Lästiges. Wie viele Menschen kaufen bei uns alles im Internet, wie viele winken entrüstet ab, wenn im Laden jemand ankommt, um sie zu beraten. Mit niemanden sprechen müssen ist erstmal der einfachste Weg. Aber wir befreien uns genauso von dem Zauber, der aus Gesprächen entstehen kann. Wir verkriechen uns vor der Welt und wollen nicht wahrhaben, wie wir dabei langsam vereinsamen. Verdrängen, dass kein Mensch ohne andere Menschen auskommt. Ich selbst merke oft, wie mein Misstrauen anklopft, wenn mich ein Fremder anlacht, umarmt oder anspricht. Fast immer unbegründet. In vielen Ländern wollen die Menschen gar nichts von mir. Sie haben nur einfach verstanden, wie wichtig es ist, miteinander zu reden.

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Comments

  1. Es ist unglaublich, wie inspirierend deine Beiträge sind. Diese helfen mir durch die grauen Arbeitstage und verkürzen die Zeit bis zur nächsten Reise. Jemanden der mit so viel Gefühl und Empathie schreibt, finden mal selten.

    1. Author

      Vielen vielen Dank, Peer, dass du das schreibst! Kommentare wie deiner helfen mir durch die Zeiten der Blogmüdigkeit und des Zweifelns

      1. Sehr sehr gerne….und in der Hoffnung, dass die Zweifel nicht den Willen besiegen, die Welt zu entdecken.

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