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Ohne Geld um die Welt – Teil 2: Reisen

In Nützliches, Reisen, Studieren im Ausland by shavethewhales11 Comments

Im letzten Ohne Geld um die Welt Artikel ging es um Freiwilligenarbeit. Wenn das nicht dein Ding ist, gibt es noch viele andere Möglichkeit, gratis die Welt zu sehen. Denn ja, das geht. Kein Geld haben ist kein Grund, nicht zu reisen. Besonders nicht in Deutschland. Falls du also eine Auszeit von Job, Schule oder Studium planst, hier ein paar Möglichkeiten:

Aber zuerst der wichtigste Teil. Was du können musst:

Niemand kann ganzjährig ohne Geld Urlaub machen. Im Ausland arbeiten, Projekte betreuen oder mit dem Rucksack unterwegs sein ist nicht nur Fun&Games. Es bedeutet, ständig aus dem Koffer zu leben, sich ständig neu zurechtfinden, neue Sprachen sprechen, fremde Leute treffen. Kann ziemlich anstrengend sein. Es bedeutet auch, keine eigene Wohnung zu haben und sich von vielen Dingen trennen zu müssen. Unterschätz das nicht, die häufigsten Beschwerden, die ich von Reisenden höre, sind das Fehlen des eigenen Betts und Kleiderschranks. Viele finden es außerdem sehr schwer, Freunde und Familie nur über Skype zu sehen.

Da der Artikel sehr lang wurde, hab ich ihn aufgeteilt in:

Teil 1: Ohne Geld um die Welt mit Freiwilligenarbeit

– Teil 2: Ohne Geld um die Welt – Reisen (heute)

– Teil 3: Geld verdienen auf Reisen (nächste Woche).

1. Auslandssemester:

Du nimmst an deiner Uni ein Urlaubssemester und studierst die Zeit im Ausland. Besonders einfach geht das mit Erasmus, hier werden dir alle Leistungen anerkannt, die du im Ausland erbracht hast und du musst dich um die finanzielle Förderung nicht groß bemühen. Allerdings musst du in Europa bleiben und über ein Partnerprogramm deiner Uni an die im Ausland vermittelt werden. Manche Studiengänge (meist mit internationalem Bezug) haben auch Partnerprogramme mit Unis außerhalb Europas. Das hat den Vorteil, dass dir deine Scheine anerkannt werden und du keine Studiengebühren zahlst (ich war z.B. in Mexiko an einer Privatuni, deren Studiengebühren ich mir sonst nie geleistet hätte). Gibt es keines dieser Programme, schreib einfach deine Wunschuni an und organisier dein Semester selbst. Beim DAAD gibt´s eine gute Übersicht, was du in welchen Land beachten musst.

Bedingungen: als Student eingeschrieben sein, frühzeitige Planung (1 Jahr vor Abreise), vernünftige Sprachkenntnisse in der Sprache des Gastlands, ansonsten macht´s wenig Sinn, Vorlesungen zu besuchen.

Vorteile: Du musst für die Finanzierung, die du bekommst, nicht als Gegenleistung arbeiten. Das gibt dir viele Freiheiten. WG-Leben, Parties, Unialltag; du bekommst das ganze Studentenleben mit, kannst dir die Stadt aussuchen, lernst die Sprache und kannst am Wochenende durch ein fremdes Land reisen. Anreise und Lebensunterhalt werden dir vom DAAD Stipendium oder vom Auslandsbafög finanziert, letzteres bekommst du sogar unabhängig vom Einkommen deiner Eltern und der Leistungen, die du an der Uni erbringst. Wenn du Bachelor und Master studierst, wird dir pro Studium ein Auslandssemester finanziert.

Nachteil: Viele Erasmusstudenten verbringen ihr Auslandssemester unter Deutschen, denn die Uni entsendet große Studentengruppen gleichzeitig. Das ist zwar große Party, dafür lernt man wenig Einheimische kennen. Wenn du dein Auslandssemester selbst organisierst, wirst du eine der ganz wenigen Deutschen sein. Dafür kommt viel Papierkram auf dich zu. Ich bin nach Buenos Aires an die öffentliche Uni (UBA) gegangen. Die Kommunikation mit dem dortigen Auslandsbüro war sehr zäh (in Deutschland muss man sich eben früh kümmern, in Argentinien eher später). Für mein Studentenvisum brauchte ich mehrfach beglaubigte Führungszeugnisse, Geburtsurkundenkopien, übersetzte Unibescheinigungen. Das kann langwierig und nervig werden. Ein hilfreicher Anlaufpunkt ist das International Office deiner deutschen Uni.

2. Erasmus +

Für alle, die nicht studieren: Falls du dich gerade ärgerst, dass du kein Student bist, seit 2012 gibt es „Erasmus für alle“, Auslandsprogramme z.B. Jungunternehmer, Azubis, Erwachsenenbildung, Schüler. Schau dir für Details den Link an.

3. Au pair:

Du wirst an eine Familie im Ausland vermittelt und betreust Kinder und hilfst im Haushalt mit. Als Gegenleistung bekommst du Kost, Unterkunft in der Familie, in manchen Fällen auch Taschengeld (etwa 200 Dollar pro Woche in den USA). Wie viel du arbeitest, hängt vom Land ab. Auch, ob du die Anreise selbst zahlst (in den USA wird sie z.B. übernommen, in Australien nicht). Je nach Land gibt es unterschiedliche Agenturen.

Voraussetzungen: zwischen 18 und 30 Jahren (je nach Gastland), Erfahrungen in der Kinderbetreuung, Sprachkenntnisse.

Vorteil: Du wirst gut betreut, bekommst viel von der Landeskultur mit, lebst direkt bei den Locals und bist so gezwungen, die Sprache zu lernen. Manche Au pairs bauen eine sehr gute Beziehung zu ihrer Familie auf und kommen sie auch nach ihrem Aufenthalt immer wieder besuchen.

Nachteil: Abends wirst du eventuell Babysitten müssen, statt das Nachtleben zu erkunden. Manche Gasteltern drücken ihrem Au pair Mädchen gern Putzarbeiten auf, für die es eigentlich nicht da ist. Es passiert nicht selten, dass sich Au pairs in ihrer Gastfamilie unwohl fühlen oder nicht mit den Kindern zurechtkommen, die sie betreuen. Sich in eine komplett fremde Familie zu integrieren, ist nicht immer einfach. Wenn es zu schlimm wird, kannst du die Gastfamilie auch wechseln.

4. Housesitting

Es gibt Menschen, die ihr Haus inklusive Tieren, Pflanzen und Garten eine Zeit zurücklassen müssen. Sie können sich dann auf Plattformen wie Housecarers und Mindmyhouse jemanden suchen, der ihr Haus in der Zeit hütet. Für dich eine Möglichkeit, mietfrei zu wohnen. Besonders beliebt sind bei Hausbesitzern Bewerber, die Erfahrung mit Haustierbetreuung und Garten- oder Reparaturarbeiten haben. Wie bei Couchsurfing hilft es wohl auch, Referenzen zu haben, das macht den Einstieg als Newbie eher schwierig.

Bedingungen: Eine Anmeldung kostet 50 Dollar pro Jahr (Housecarers). Du kannst dich auch erstmal probehalber kostenlos anmelden, dann aber noch keine Hausbesitzer kontaktieren.

Vorteile: Du hast deine Ruhe und deinen Freiraum, außer den täglichen Aufgaben kannst du deinen Tag frei gestalten.

Nachteile: Du verpflichtest dich meist für einen längeren Zeitraum, für den du an einem Ort bleiben musst. Rumreisen und das Land entdecken geht also nicht. Andere Reisende wirst du auch eher nicht treffen.

5. In Hostels/Surfcamps ein paar Stunden am Tag für Kost und Logis arbeiten

Wenn du auf Reisen bist und dir ein Ort oder ein Hostel gut gefällt, frag doch mal, ob du an der Rezeption arbeiten kannst, im Restaurant, der Bar oder in der Putzkolonne (immer nur ein paar Stunden am Tag, dafür bekommst du Unterkunft und Essen). In Australien und Neuseeland ist das sehr üblich, ich selbst habe lange mit dem El Retiro Hostel in Guatemala geliebäugelt oder mit dem Loki Hostel in La Paz.

Wenn du gern surfst oder tauchst, frag im Surfcamp/in der Tauchschule deiner Wahl, ob Personal gebraucht wird. Meist bekommst du eine Aufgabe wie Frühstück machen oder Neoprenanzüge waschen, darfst aber den restlichen Tag surfen/tauchen wie die zahlenden Gäste und bekommst die Unterkunft gestellt. Wenn du hohe Anreisekosten meiden willst, schau dich in Südfrankreich, Portugal oder auf den Kanaren um. Oft findest du Jobangebote schon auf den Internetseiten der Schulen.

Das Gleiche gilt für Touren. Als ich in Australien zu den Whitsunday Islands gesegelt bin, gab es zum Beispiel die Möglichkeit, in der Bootsküche zu helfen und gratis mitzufahren. Bevor du eine Tour für mehrere hundert Dollar buchst, frag einfach mal nach oder google nach Erfahrungsberichten.

Bedingungen: Du musst vor Ort sein und meist eine Weile Zeit haben

Vorteile: Kaum Vorausplanung, oft kannst du spontan am nächsten Tag anfangen. Du bist an Orten, zu denen du sowieso reisen wolltest, triffst jeden Tag neue Leute, feierst Parties, hast aber keine Ausgaben mehr. Und du verpflichtest dich nicht für lange.

Nachteile: Besonders in Partyhostels kann es ganz schön eklig werden, wenn du auch für´s Putzen verantwortlich bist.

6. Reisestipendien

Wenn du deine Reise unter ein bestimmtes Thema stellst, das von allgemeinem Interesse sein könnte, kannst du dich bei bestimmten Organisationen um ein Stipendium dafür bewerben. Finanziert werden dir 500 bis 900 Euro, die Anforderungen sind unterschiedlich, je nach Organisation. Das Höchstalter liegt immer zwischen 20 und 30 Jahren. Schau für genaue Infos einfach in den Link.

Wenn du junger Wissenschaftler bist und auf Forschungsreise gehen willst, könnte das GEO Stipendium das Richtige für dich sein, hier werden bis zu 10.000 Euro der Reisekosten übernommen. Du musst mindestens ein abgeschlossenes Bachelorstudium haben und jünger als 35 Jahre alt sein.

7. Mitsegeln:

Kennst du den Bruder Leichtfuß Blog? Er ist per Anhalter über den Atlantik gesegelt, auch sowas geht. Nach dem Prinzip „Hand gegen Koje“ nehmen dich Segelboote gratis oder gegen kleine Gebühr mit, wenn du bei der täglichen Arbeit hilfst. Zu Bedingungen, Vor- und Nachteile kann Bruder Leichtfuß dir mehr erzählen als ich, also klick auf den Link.

8. Fahrzeugüberführungen

Manchmal werden Leute gesucht, die Fahrzeuge von A nach B fahren, dafür wird man im besten Fall sogar bezahlt. Habe ich nie ausprobiert und stelle ich mir ganz schön fummelig vor, da genau für die Reiseroute passende Angebote zu finden. Es gibt keine weltweite Plattform, auf der man Angebote findet. Vielleicht lohnt es sich aber, in Ländern, in denen Transportmittel teuer sind, mal zu googeln. Wenn du Boot fahren kannst, kannst du auch Boote überführen.

9. Bloggerreisen: 

Wenn es dir gelingt, einen gut besuchten Reiseblog aufzubauen, du dich gut vernetzt und Kontakte knüpft, kann es sein, dass du vom Fremdenverkehrsamt eines Landes zu einer Bloggerreise eingeladen wirst. Du bekommst die Reise und im Gegenzug schreibst du darüber. Schon während du unterwegs bist, wird erwartet, dass du Fotos auf Social Media Kanälen postest. Du machst also keinen Urlaub, sondern bist ständig auf der Suche nach guten Fotomotiven und Geschichten. Abends sitzt du wahrscheinlich eher im Hotel und schreibst, anstatt Parties zu feiern. Du kannst auch von Hotels oder Reiseveranstaltern eingeladen werden. Wichtig ist immer, dass die thematisch zu deinem Blog passen.

Wenn du Blogger werden willst, wäre mein persönlicher Tipp, nicht einfach anzufangen, denn viele Anfangsfehler kannst du später nicht mehr oder nur mit sehr viel Aufwand korrigieren (z.B. Blogname, URLs, Serverwahl). Überleg dir vorher gut, für wen du schreiben willst, was es schon gibt, was du besser machen kannst und ob du den technischen Aufwand bewältigen kannst.

10. Reisekosten gering halten 

Besonders wenn du in ärmeren Ländern unterwegs bist, kannst du viel sparen, wenn du richtig packst. Schau dir mal meine Sparfuchs-Packliste an. Auch Flüge, Transport und Unterkünfte bekommst du sehr günstig, wenn du flexibel bist und ein paar Tricks kennst. Ich werde dem Thema einen Extra-Artikel widmen, da das hier den Rahmen sprengen würde. Außerdem sind das dann ja auch Reisen, die du nicht mehr komplett ohne Geld machst, sondern eben sehr günstig.

 

Wenn du jetzt denkst, umsonst reisen ist schön und gut, aber zwischendurch braucht man ja auch Geld zum Leben, dann gibt dir nächste Woche Teil 2 Antwort auf die Frage, wie man im Ausland Geld verdient.

Comments

  1. Hi,

    sehr coole Übersicht mit den Möglichkeiten für einen Auslandsbesuch. Plane aktuell mein Auslandssemester.

    Cheers,

    Edu

    1. Author

      Hey Edu. Gute Wahl! Würd ich immer wieder liebend gern nochmal machen. Dann wünsch ich dir schonmal die Zeit deines Lebens :)

  2. Pingback: Der Reiseblogger-Wochenrückblick 1/2015 | pixelschmitts Reiseblog

  3. Hallo Caroline,
    vor einem halben Jahr bin ich auf deinen Blog gestoßen und jetzt fand ich ihn wieder über einen Gastartikel bei Anti-Uni.
    Dein Artikel gefällt mir gut, denn er fasst die verschiedenen Möglichkeiten gut zusammen. Aber was mir so bisschen fehlt ist die Sache mit dem Visum.
    Klar man kann sich für jedes Land ein Visum holen oder wenn man Tourist ist braucht man in machen Ländern gar keins, aber wie ist das wenn man von Land zu Land „hopst“ und ein bisschen Geld vor Ort verdienen will?

    LG
    Lydia

    1. Author

      Hallo Lydia,
      danke für deinen Kommentar! Das kommt auf´s Land an aber es gibt wirklich sehr wenige, wo das Visum zum Problem würde. Mit dem deutschen Pass bekommt man an den meisten Grenzen einfach einen Stempel und darf damit bis zu 3 Monaten im Land bleiben. Wenn die um sind, reist man eben kurz aus und wieder ein, viele Auslandsstudenten sparen sich auf die Art das Studentenvisum. Die Visa, die man eigentlich schon in Deutschland beantragen muss, kann man meist auch in einer Botschaft von überall auf der Welt beantragen. Wenn man Geld verdienen will, braucht man oft ein spezielles Visum. Aber bei den hier beschriebenen Optionen verdient man eigentlich kein Geld. Bezüglich der Visa ist die Seite vom Auswärtigem Amt immer ein guter erster Anhaltspunkt: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/LaenderReiseinformationenA-Z_node.html

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  6. Ich habe schon (als ich noch jung und mutig war :-) ) vieles an Reisemöglichkeiten getestet. Workcamps, Au-Pair, einfach drauf los mit einem Lonely Planet in der Hand, Trekken durch die Alpen, Sprachaufenthalt, etc. Nun komme ich langsam in ein Alter, in dem ich solche Tipps wie oben schätze aber eben auch das nötige Kleingeld besitze, mir organisierte Reisen leisten zu können. Die Transsibirische Eisenbahn hat mich als letztes durch Asien gebracht und ich habe die grobe Organisation dem Reisebüro http://www.globetrotter.ch/transsibirische-eisenbahn überlassen. Natürlich ist Globetrotter auch ein Reisebüro, dass einem ausreichend Freiraum lässt die eigene Erlebnisreise zu spezifizieren. ich erlebe quasi eine gewisse Sicherheit was Visum, Unterkunft etc. angeht ohne mein Gefühl an Freiheit zu verlieren.

  7. Pingback: Unpacking Travel: Ausgabe 53 - GoEuro DE Blog

  8. Hallo Caroline,

    mein Freund und ich (29+27) haben gestern auf dem Frühlingsmarkt in HF deine Eltern kennengelernt. Sie haben für dich Werbung gemacht und hatten das tolle Plakat aufgestellt, welches Fotos von dir zeigt und die Länder, wo du schon überall warst und was du bereits gemacht hast. An dieser Stelle ein ganz dickes Lob an deine Eltern, die sich so für dich einsetzen und liebevoll sowie überzeugt über deine Reisen und Blogger Seite berichten.
    So sind wir auf dich und deine Seite gestoßen und sind einfach fasziniert!!! :o)
    Wir wünschen dir zunächst weiterhin viel Erfolg in all deinen Vorhaben – und werden sicherlich auf den einen oder anderen Tipp von dir zurückgreifen :o)

    Liebe Grüße
    Matthias & Olly

  9. Lieben Dank für diese tollen Tipps, besonders das Housesitting klingt interessant! Was Reiseblatts betrifft, ist es wichtig zu wissen, dass eben nicht jeder mal eben so einen Reiseblatt aus dem Boden stampfen kann. Es sollte einem bewusst sein, dass es ein Fulltimejob und viel Arbeit mit sich bringt. Reiseblogs gibt es mittlerweile so viele, dass man schon einen journalistischen Hintergrund, Fototalent oder eben einen anderen passenden Background haben sollte. Lieben Gruß, Katrin von ilovetravelling

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