Die Athener Metro sieht eigentlich nicht anders als die deutsche aus, nur wesentlich voller und ca. 20 Grad wärmer. Eine säuselnde Frauenstimme kündigt die Haltestellen mit mir unverständliche Namen an. Das meiste klingt für mich etwa wie Metamorphosis oder Syrtaki. Ich war lange in keinem Land mehr, wo ich die Landessprache weder verstehe noch lesen kann. Mich rettet, dass die meisten Menschen in Athen englisch sprechen und sich gerne lange Zeit nehmen, mir auf der Karte zu zeigen, wo ich hinmuss.
In Athen lässt mich selbst Google Maps im Stich und zeigt alle Straßennamen nur auf Griechisch an (falls jemand weiß, wie man das ändert, sagt bitte SOFORT Bescheid!). Immer, wenn ich schwören könnte, dass ich zu meinem Hotel hier abbiegen muss, frage ich irgendwen, der in die entgegengesetzte Richtung zeigt.
In den ersten Tagen verbringe ich mehr Zeit damit, Dinge zu suchen als Dinge zu sehen. Ich stehe mit einem Stadtplan da, drehe ihn in verschiedene Richtungen, drehe mich mit ihm in verschiedene Richtungen oder lasse ihn mir vom Wind ins Gesicht peitschen. Trotzdem, umso glücklicher bin ich, wenn ich völlig zufällig etwas Schönes entdecke. Den Fischmarkt zum Beispiel. Plötzlich ist da diese Halle, aus der mir fieser Geruch und die Stimmen vieler Fischermänner entgegenschlägt. Wunderlich ausschauendes Getier schaut mir aus matschigen Augen entgegen, die Männer posieren für meine Kamera, einer hält mir seine Flasche Ouzo entgegen. Ich glaube, in diesem Fall ist es gar nicht schlimm, dass ich sie nicht verstehe.
Wenn du schneller hinfinden willst als ich: Für den Fischmarkt beim Metrostopp Omonia aussteigen und die Athinas Straße in Richtung Monastirakiplatz laufen, dann kommst du direkt dran vorbei.
Wenn ich plane, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zu sein, gehe ich eine Stunde vor der Zeit los, die ich denke zu brauchen. Zum Beispiel zum Likavitos Hügel, von dem man den Sonnenuntergang sehen kann. Ich steige an der falschen Haltestelle aus, will den Rest laufen, frage 5 verschiedene Leute, die mir alle davon abraten (zu kompliziert) und lasse mich von einem Taxifahrer für eine 5-minütige Fahrt um 15 Euro bescheißen (kostet normalerweise vielleicht 4, immer nach Taximeter fragen!). Trotzdem verpasse ich genau die Zahnradbahn, die mich zum Sonnenuntergang bringen sollte, die nächste fährt erst dann, wenn die Sonne schon weg ist. Also renne ich gefühlte 1000 Stufen hoch, werde aber mit wunderbaren Aussichten auf dem Weg belohnt und fühle mich äußerst sportlich.
Unter mir taucht Athen in ein pfirsichsaftfarbenes Licht, die Akropolis erweitert das Farbspektakel mit sattem Gelb, die Straßenlaternen und Fenster bilden ein Bild aus weißen Lichtpunkten. Der Wind lässt mich frösteln und bläst mir die Haare zu einem Wollknäuel, kann das Glücksgefühl aber nicht schmälern, das man hat, wenn man hier oben sitzt.
Wenn du dich besser orientieren kannst als ich: Finde Bus Nummer 60, am Kolonáki Platz aussteigen, das ist am nächsten dran.
In den 4 Tagen, die ich in Athen verbringe, fällt mir auf, dass ich viel mehr Zeit bräuchte, um der Stadt gerecht zu werden. Ein wenig hab ich aber doch gesehen. Die Agora zum Beispiel (habe auch ich problemlos gefunden, einfach bei Metrostation Thissio oder Monastiraki aussteigen):
Eines meiner Highlights war das verlassen Olympiastadium von von 2004. Dort kann man ganz legal und gratis reinlaufen. Wenn man die Absperrung nur ein ganz kleines Stück zur Seite schiebt, sogar auf den Sprungturm klettern und von oben Fotos machen. Hin kommt ihr mit der grünen Metrolinie, an der Haltestelle aussteigen, wo die olympischen Ringe eingezeichnet sind.
Für die ganz Orientierungslosen bleibt immer noch Athens Streetart, an der kommt man zwangsläufig dran vorbei :)
Und: Die Menschen, die einem so freundlich weiterhelfen. Dieser Olivenverkäufer zum Beispiel. Ach…
Noch ein kleiner Geheimtipp, falls ihr nach ein paar Tagen nicht mehr griechisch essen wollt: Das Tamarind Thai Restaurant. Aussteigen bei Metaxhourgio und dann eine Straße namens Keramikou suchen.
Nach Athen gibt´s inzwischen viele günstige Flüge. Ihr könnt auch die ganz frühen, günstigen nehmen, denn der X95 Bus fährt fast die ganze Nacht über vom Syntagmaplatz zum Flughafen (5 Euro).
Comments
Schöne Fotos <3
Danke, liebe Weltenbummlerin!
Hi,
super Bilder was für ne Kamera benutzt du ? Ist auf jeden Fall viel Nachbearbeitung mit im Spiel oder ?
Was mir aufgefallen ist, nach dem letzten Bild bevor ein neuer Absatz anfängt, rutschen 2 Wörter rechts neben das Bild, und man steigt dann mehr oder weniger in einem angefangenen Satz ein. Das ist bestimmt so nicht beabsichtigt. Eventuell liegt es auch an mir (Mozilla Browser) aber checken solltest du das mal.
Grüße
Matthias
Hey, das ist die Nikon D5100. Und das mit den 2 Wörtern war keine Absicht, danke für den Tipp, wieder ein neues Problem, von dem ich nicht weiß, woher es kommt, leider…
Toller Artikel mit wie immer wunderschönen Fotos!
Athen war bis jetzt eigentlich so gar nicht auf meinem Schirm, aber jetzt hab ich plötzlich das unbestimmte Gefühl, dass ich da doch mal hin muss. ;-) Und jetzt, wo es so günstig ist, lohnt es sich wohl gleich doppelt.
Danke, liebe Manuela. Ja, lohnt sich sehr, find ich auch!