Affen

Warum Affen NICHT deine Freunde sind

In Afrika, Asien, Mittelamerika, Reisespaß, Südamerika by shavethewhales32 Comments

Wenn mich jemand nach Gefahren auf Reisen fragt, würde ich an zweiter Stelle Affen erwähnen (nach schrottigen Bussen mit betrunkenen Fahrern). Diese possierlich wirkenden Tierchen sind durchtriebener als jeder Handtaschendieb und aggressiver als jedes ausgehungerte Wildkatzenrudel.

Zu ihrer Verteidigung muss ich sagen; das ist nicht wirklich ihre Schuld. Sondern die der Touristen, die sie füttern. An sowas gewöhnen sich Affen schnell und erwarten danach bei jedem Touri, den sie sehen, neues Futter.

Affe Wayanad

Ich kann mich an einige sehr unerfreuliche Begegnungen mit Affen erinnern. Hier ein paar Beispiele:

Mombasa, Kenia:

In meine idyllische Strandhütte wird direkt am ersten Tag eingebrochen. Von Affen, die so lange Strohhalme aus meinem reetgedeckten Dach ziehen, bis sie ein Loch haben, durch das sie komfortabel einsteigen können. Sie vertilgen einen kompletten Kuchen, alle Mangos und ein paar Scheiben Knäckebrot inklusive Verpackung. Die Avocados schmecken ihnen nicht, die zerkauen sie nur und spucken sie mir in Brocken auf das Kopfkissen. Nachdem alle nochmal in meine Dusche gekackt haben, ziehen sie ab. Kommen aber regelmäßig wieder, wenn es irgendwo nach Essen riecht. Essen geht nur mit mehreren großen Stöcken bewaffnet, die ich abwechselnd durch die Luft schwinge.

Affe Gambia

Wayanad, Indien:

Ich sehe die Affen schon von Weitem vor meiner Haustür sitzen, als ich gerade mein Apartment im Wald beziehen will. Ein ganzes Rudel, das mich fordernd anschaut und dringend darauf wartet, eingelassen zu werden. Es gelingt nur mit mehreren Leuten, den Eingang so lange frei zu halten, um schnellstens allein durch die Tür zu wischen. Als ich später wiederkomme, haben es zwei Affen geschafft, durchs Fenster reinzukommen. Ich störe sie beim Verzehr meiner Willkommens-Schokopralinen. Die wollen sie trotz meiner Anwesenheit keinesfalls aufgeben. Der dickere von ihnen setzt sich gerade hin und zieht eine Augenbraue hoch. Als wenn er sagen wollte; Komm her, wir kämpfen drum. Ein Hotelangestellter kann sie mit dem Besen vertreiben, für die Pralinen kommt jedoch jede Hilfe zu spät.

Affe Sri Lanka

Kandy, Sri Lanka:

Wir hätten die Schilder im Hotel ernst nehmen sollten, die Hinweise, alle Fenster immer gut zu verschließen. Während wir unser Zimmer kurz lüften, dringt eine Affenfamilie ein, klaut aus Wut, dass nichts Essbares da ist, die Kulturtasche meiner Mitreisenden und verspeist vor unserem Fenster sämtliche Ibuprofens, Anti Baby Pillen und Zahncremetuben. Sogar den Moon Cup fressen sie an. Den geplünderten Kulturbeutel lassen sie auf dem Nachbardach liegen.

Affe Sri Lanka

Borneo, Malaysia:

Hier sind die Affen inzwischen so ausgefuchst, dass sie wissen, wie man den Kühlschrank im Hostel öffnet und in welchem Schrank sich das beste Essen befindet. Im Restaurant springen sie außerdem gern vom Dach direkt auf den Esstisch und hauen sich so lange Nudeln rein, bis sie vom Besitzer vertrieben werden. Die Gäste selbst sind viel zu verwirrt, um reagieren zu können.

Affe

Samaipata, Bolivien:

Natürlich ist hier mein erster Anlaufspunkt die Affenauffangsstation. Die niedlichen Tierchen laufen frei herum. Sie sind an Menschen gewöhnt und werden gern gestreichelt. Ich tue das mit Begeisterung, eine geschätzte Viertelstunde. Als ich mich weiter will und aufhöre zu streicheln, nimmt der Affe meine Hand, inspiziert meinen Finger, umschließt ihn mit beiden Händen und beißt fest rein. Das erste Mal, dass ich dem Himmel für meine Tetanusimpfung danke.

Affe Samaipata Bolivien

Elephanta Island, Indien:

Hier warten die Affen nichtmal, bis man seine Tasche kurz aus dem Blick lässt. Sie springen die Touristen direkt an, bzw. das Objekt, das sie haben wollen, eine Wasserflasche, eine Kekspackung, auch mal eine Kamera. Eigentlich alles, was baumelt. Rückt man nicht direkt damit raus, wird zugebissen.

Affe Indien

P.S.: So sehr ich Affen hassen möchte, ich bin auch nach vielen Essensdiebstählen, Bissen und Kämpfen noch nicht kuriert und breche nach wie vor in Freudenquietschen aus, wenn ich einen sehe. Trotzdem, als oberste Regel gilt: wilde Affen niemals füttern!!! Das schadet nicht nur den Touristen nach dir, sondern auch oft den Affen, die durch Kontakt mit Menschen Krankheiten bekommen.

Orang Utan Sumatra

P.P.S.: Es gibt auch nette Affen. Den hier zum Beispiel.

Affe Isla de Ometepe

Comments

  1. Ich will nicht sagen, dass ich schadenfroh wäre, aber ich hab mich herzlich amüsiert über deine Geschichten. Ich hoffe ich begegne auch mal Affen (die mich hoffentlich aber nicht beißen). Und ich hoffe ich kann am Ende meiner Reisen auch so tolle Erlebnisse teilen, auch wenn sie negativ sind. Das macht doch das Reisen aus oder?

    1. Author

      Freut mich :) Das war Sinn und Zweck. Ich hab bis jetzt von jeder Reise ähnliche Anekdoten mitgebracht, geht dir sicher auch so

  2. Großartiger Beitrag. Ich hätte da noch Affengeschichte vom Bodensee oder Malaysia zu bieten. Mein Highlight: ein Affe, der einer Frau den Honig geklaut hat. Das Beste war das Gesicht als er kapiert hat, dass Honig im Fell nicht soooo gut ist ;-)

  3. Haha, danke für diesen witzigen Beitrag! Ich musste so herzlich lachen…. In Nepal hab ich auch mal so eine Affen-Attacke erlebt (überlebt?). Die sind wirklich nicht so putzig, wie sie aussehen ;)

    Liebe Grüße,
    Ela

    1. Author

      Hehe, sehr gut :) Jede noch so doofe Reisegeschichte lässt sich dann immerhin gut erzählen

  4. Danke für diesen lustigen Artikel! Hat mich doch einige Male sehr zum Lachen gebracht! :D

    Wir waren letztes Jahr auch auf Borneo und wurden von vielen Leuten vor den Makaken im Bako NP gewarnt.
    Haben allerdings nur ein einziges, kleines Weibchen gesehen, die sich aber alleine doch nicht an unser Proviant getraut hat.

    Aber in unserem Hotel in Sabah hatten wir zwei freche Schafe (als Rasenmäher :D), die sich über unser Frühstück hergemacht haben und das gesamte Toast, was auf dem Tisch in Klarsichtfolie verpackt lag, aufgefressen haben :D

    Liebe Grüße,
    Carina

  5. oh ja, garstige Gesellen. Ich denke an die fiesen Bamboos am kap der guten Hoffnung. In Afrika habe ich auch einmal den fehler gemacht eine kleine Keckspackung im Rucksack zu vergessen, obwohl wir gewarnt wurden. Die ganze bude war völlig auf den Kopf gestellt…..
    ich stell mir gerade eine Affenherde auf ibuprofen und antibabypille vor. ist die Geburtenrate zurück gegangen? ha, ha, ha?

    1. Author

      das wäre an manchen Orten vielleicht gar nicht schlecht, ein paar Affen weniger ;)

  6. Ich bin ehrlich: Ich hasse Affen! Aus genau diesen Gründen : ) Mein Gott, sie haben riesige Zähne!!!!! Und sie beißen wirklich!!!! Sie entreißen dir alles und machen es kaputt, wenn es nicht essbar ist. Einmal haben sich drei in meinen (ziemlich dämlichen langen) Rock gekrallt und baumelten darin herum, während sie versuchten mir ein paar Ananasstücke (mein Frühstück in der Tüte) abspenstig zu machen. Irgendwann habe ich die Ananas einfach von mir geschleudert, weil die Viecher nicht von mir ablassen wollten (und ich mit diesen Baumelaffen an mir dran auch eine ziemlich dämliche Figur abgegeben habe). Ich habe einen Horror vor Affen! : ) Jutta

    1. Author

      Ohje, da bin ich ja echt nicht allein mit den fiesen Affenerlebnissen…

  7. Pingback: Wochenschau: Putins Bär und Omis Weltreise - Entdecker Blog

  8. Hihi, ich musste wirklich lachen, als ich deinen Beticht gelesen habe. Denn schon vor mehr als 30 Jahren gab es dieses Problem… Ich war als Kind in Algerien und dort haben wir in der Chiffa Affen angeschaut – sie sind ja schon possierlich diese Tierchen. Und als Kind möchte man dann doch mal etwas hinwerfen, zum Glück hatten meine Eltern alles im verschlossenen Auto gelassen. Denn eine Dame etwas weiter fütterte die Affen und als es nichts mehr gab, haben die ihr die Handtasche mit allen Wertsachen vom Körper gerissen und sind damit ab auf den Baum! Ich kann nur sagen, die Dame war entgeistert und ich als Kind schon geheilt.
    Viele Grüße
    Heike @Björklunda

    1. Author

      Ja, so oder so ähnlich passiert das jedem, der Affen füttert. Oder eben dem Touristen nach ihm…

  9. Haha :) war sehr amüsant zu lesen. Hätte nicht gedacht, dass Affen so aggressiv werden können, Trotzdem finde ich sie sehr süß :). Gruß aus dem Grödnertal

  10. Am schlimmsten sind meiner Meinung nach die einzigen Affen Europas – nämlich die auf dem Felsen von Gibraltar. Das sind wirklich üble Zeitgenossen. Als ich dort war, haben Sie fast ein kleines Kind geklaut…. Auch ich hatte da durchaus einiges an Respekt…

    1. Author

      Oh, Kinder klauen kannte ich auch noch nicht. Ohr abbeißen war das Fieseste, das ich kannte (Indien)

  11. ohja, Affengeschichten hat wohl jeder Reisende zu berichten.
    In Kenia hatten wir auch Eindringlinge – sind davon wach geworden, dass ein Affe auf dem Tischchen mit dem Kaffeekocher saß und genüßlich eine Zuckertüte nach der anderen leer geleckt hat. und vom Frühstückstisch haben sie mir das Croissant geklaut – so schnell konnte man gar nicht gucken.
    ich habe aber auch einen Heidenrespekt vor den Biestern – gebissen werden möchte ich nicht.

  12. Zwar hatte ich noch keine schlechten Erfahrungen mit Affen, aber ich habe mich beim Lesen deines Artikels köstlich amüsiert. Klasse! Viele Grüße aus dem verschneiten Westerwald

    1. Author

      Hallo Larissa, vielen Dank, dann wünsch ich dir, dass du auch in Zukunft nur nette Affen triffst :)

  13. Hahaha. Vielen Dank für diesen super Beitrag. Schon über den Titel musste ich schmunzeln, bevor ich überhaupt ein Wort des Beitrags gelesen habe. Nachdem ich ständig laut aufgelacht habe, musste ich es auch meinem Freund vorlesen und wir haben uns gut amüsiert. :D

    Wir selbst wurden in Costa Rica auch vor den Affen gewarnt…aber die waren friedlich. Stattdessen wurden wir von Waschbären beklaut und haben Angriffe von Leguanen bezeugen müssen. http://findinghummingbirds.de/von-dieben-und-schlagertypen/

    Die sind definitiv auch nicht ohne. ;)

    Gar nicht ganz so weit reisen, muss man für unglaubliche Momente mit Ziegen:
    Das eine Mal hatte ich eine Plastiktüte in meiner Jackentasche. Ich ging ins Ziegengehege, fütterte die „wahrlich ausgehungerten“ Ziegen. Also mein Futter alle war und ich gehen wollte, riss mir die Ziege die Plastiktüte aus der Tasche und fraß sie ganz schnell auf, damit ich ihr die auch ja nicht wieder weg nehmen kann. Es erinnert mich leicht, an eure Medizin, die die Affen fraßen: Hauptsache überhaupt was fressen aus „Rache“. :)

    Hihi.

    Liebe Grüße Janine!

    1. Author

      Liebe Janine,
      vielen lieben Dank für diesen super Kommentar! (warum seh ich ihn eigentlich jetzt erst..?)
      Immer wieder schön, so Tierbegegnungen :D
      Viele Grüße aus Hamburg!
      Caroline

  14. Howdy, ich mag ebenfalls deine Story. Allerdings sind icht nur die Touristen daran schuld. In Indien sind auch die Einheimischen schuld, die aus religiösen Gründen (Hanuman-Gott) füttern. Zurecht finde ich Zuchtfarmen von Affen gut. Da entsteht eine Balance und damit eine Win-Win-Situation.

  15. Author

    Danke, Michael und ja, da hast du bestimmt Recht. Viele Grüße!

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  18. Ha, da schreib ich gerade einen Reisepost über Marokko und vollende den Satz „das Affenfüttern war das Highlight meiner Tochter“, als ich einen lichten Moment habe und überlege, dass das eventuell eine Scheiß Idee war. Ich werd dann mal deinen Post verlinken.

  19. Pingback: Fes – Merzouga – Marrakesch: Unser 11 Tage Programm Marokko mit Kleinkind – Milalala

  20. Haha dein Bericht hier liest sich ein bisschen, wie eine YouTube-Compilation von Affenbegegnungen! :D
    Aber Spaß beiseite, es sind nun mal immer noch „wilde“ Tiere, das darf man halt niemals vergessen, wenn man in Länder reist, in denen sie weit verbreitet sind. Und je nachdem, wie „normalerweise“ mit ihnen umgegangen wird, reagieren die Affen sofort aggressiv oder mindestens misstrauisch auf Menschen.

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